Britischer Premier Starmer stellt sein Kabinett vor
“Die Arbeit der Veränderung beginnt sofort”, sagt Großbritanniens neuer Premier Starmer und ernennt sein Kabinett. Viele der wichtigen Positionen sind mit Frauen besetzt, darunter seine Stellvertreterin. Das Ressort Verteidigung übernimmt ein erfahrener Labour-Politiker.
Nach dem haushohen Sieg für seine Labour-Partei bei den Parlamentswahlen in Großbritannien hat der neue Premierminister Keir Starmer seine Kabinettsmitglieder ernannt. “Die Arbeit der Veränderung beginnt sofort”, sagte Starmer kurz vorher in seiner ersten Rede als neuer Regierungschef vor seinem Amtssitz in der Londoner Downing Street. Die konservativen Tories erlitten nach 14 Jahren an der Regierung eine historische Niederlage.
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Finanzministerium führt erstmals eine Frau
Wichtige Posten im neuen Kabinett sind mit Frauen besetzt: Angela Rayner wird Vize-Premierministerin. Untypisch für eine britische Politikkarriere entstammt die 44-Jährige einfachen Verhältnissen. Sie engagierte sich in der Gewerkschaft und ist seit 2020 stellvertretende Labour-Chefin. Rachel Reeves wird als erste Frau Finanzministerin. Sie war Ökonomin an der Bank of England und wird in Unternehmenskreisen geschätzt. Innenministerin wird Yvette Cooper, die als versierte Innenpolitikern gilt.
Neuer Außenminister wird David Lammy, dessen Vorfahren Sklaven aus dem südamerikanischen Guyana waren. Er will sich der EU wieder annähern, ansonsten sind keine großen Änderungen in der Außenpolitik unter Labour zu erwarten. Das Ressort Verteidigung übernimmt John Healey. Er wurde 1997, als Blair an die Macht kam, ins Parlament gewählt und arbeitete in verschiedenen Ministerien. In der Opposition war er für Wohnungsbau und Gesundheit zuständig, bevor er zur Verteidigung wechselte.
Dem neuen Gesundheitsminister Wes Streeting fällt die Mammutaufgabe zu, das durch Sparmaßnahmen und Pandemie ruinierte öffentliche Gesundheitssystem zu sanieren. Derzeit müssen selbst schwer Kranke teilweise monatelang auf eine Behandlung warten. Der 41-Jährige litt vor drei Jahren selbst an Nierenkrebs.
Erdrutsch-Sieg für Labour
Labour gewann bei der Wahl am Donnerstag nach Auszählung fast aller Stimmen 412 von 650 Sitzen und damit deutlich mehr als die für die absolute Mehrheit im Unterhaus benötigten 326 Sitze. Damit erreichte die Partei beinahe ihr Rekordergebnis von 1997 unter Tony Blair, als sie 418 Mandate gewonnen hatte. Die regierenden Tories kamen lediglich auf 121 Sitze und erzielten damit das schlechteste Ergebnis ihrer Geschichte. Sunak kündigte seinen Rücktritt als Parteivorsitzender an.
Der neuen britischen Regierung stehen nicht zuletzt innenpolitisch gewaltige Aufgaben bevor. Die Bevölkerung leidet unter dem maroden öffentlichen Dienstleistungssektor, gestiegenen Preisen und ist der leeren Versprechen der Politiker überdrüssig geworden. Auch die Mängel beim staatlichen Gesundheitsdienst NHS, bei dem Patienten oft Monate auf Arzttermine oder eine Operation warten müssen, spielten im Wahlkampf eine wichtige Rolle. Jenseits dieser zahlreichen Baustellen hat Starmer nach den skandalerfüllten Jahren der Tory-Regierungen eine Rückkehr zu politischer Integrität als Ziel ausgegeben.